Auto Motor & Sport über den Opel Cascada

  • Neu im Opel-Modellprogramm: der
    Cascada. Wie schlägt sich Opels viersitziges Cabriolet an der
    französischen Côte d'Azur – genau an jenem Fluchtpunkt, an dem der
    Jetset jedes Jahr die Sommersaison eröffnet?




    Mehr als alle anderen Küstenstreifen Europas sonnt sich die Côte
    d’Azur im glamourösen Glanz des Luxus. Ihre milden Winter machen sie zum
    Sehnsuchtsziel vieler Deutscher – und das Wissen, dass Prominente
    bereits seit den Sechzigern die Outdoor-Saison bevorzugt zwischen Monaco
    und Saint Tropez beginnen. Hier darf der Opel Cascada zeigen, ob er sich ins mondäne Umfeld der Lebemänner einfügen kann.


    Er sollte kein Ableger des Astra
    werden, auch wenn er einige von dessen Komponenten nutzt. Mit seinem
    Stufenheck wirkt der Opel Cascada eher wie ein offener, zweitüriger
    Insignia. Auch Letzterer steuert viel bei, vor allem die
    Karosseriestruktur. Dank 4,7 Meter Länge ist die Erscheinung des Opel
    Cascada stattlich genug, um im luxusgeschwängerten Umfeld der Côte
    d’Azur wahrgenommen zu werden; die Größe soll den Anspruch des Cascada
    begründen, über den Kompakt-Cabrios zu stehen.


    Opel Cascada bietet viel Cabrio fürs Geld
    Nun verlässt das Oben-ohne-Segment der Mittelklasse preislich schnell
    den bürgerlichen Rahmen. Schon in ihren kleinsten Motorisierungen
    kosten die offenen Versionen des Audi A5, des BMW 3er oder der Mercedes
    E-Klasse mindestens so viel wie die teuerste Variante des Opel
    Cascada mit dem 195-PS-Turbodiesel in der hochwertigen
    Innovation-Ausstattung. Und selbst der deutlich kleinere VW Eos liegt
    preislich schon knapp über dem Opel Cascada.


    Mehr Auto fürs Geld bieten – mit dieser Taktik fuhr Opel schon in
    früheren Zeiten gut. Hingegen ist es unnötig, anhand der offenen
    Sondervarianten von Kapitän und Rekord eine Tradition herbeizureden:
    Schließlich benötigt ein stimmiges Cabrio keinen Stammbaum als
    Rechtfertigung. Um heute erfolgreich zu sein, muss es ein elektrisch
    betätigtes Faltdach, Ganzjahrestauglichkeit und Erstauto-Charakter
    besitzen.Und der Opel Cascada erfüllt genau diese Voraussetzungen. Nach
    einem Zug am Knopf öffnet sich das Stoffverdeck in 17 Sekunden
    elektrohydraulisch. Das funktioniert bis zu einem Tempo von 50 km/h. Der
    Vorgang lässt sich serienmäßig auch per Druck auf die Fernbedienung
    initiieren. Vliese aus Polyester sollen den Opel Cascada winterfest
    machen, und der Platz reicht für eine Familie mit zwei Kindern, denn der
    Opel Cascada ist ein echter Viersitzer. Zumindest bei geschlossenem
    Dach passt auch genug Gepäck in den Kofferraum.


    Verwandlung bis Tempo 50
    Weil es der Frühling derzeit mit der Côte d‘Azur besser meint als mit
    Süddeutschland, fahren wir natürlich offen. Sofort fällt auf, dass der
    Scheibenrahmen des Opel Cascada bis weit an die Stirn reicht, was
    leider das Gefühl vermissen lässt, direkt in der Landschaft statt hinter
    Glas zu sitzen. Doch Windgesichter bilden mittlerweile die Minderheit
    der Offen-Fahrer. Die Mehrheit wird dagegen zu schätzen wissen, dass bei
    hochgefahrenen Seitenscheiben nur noch ein Lüftchen den Weg in den
    Innenraum des Opel Cascada findet. So kann der Wind die Frisur nicht
    zerstören, was beim Posen an der auf Äußerlichkeiten bedachten
    Sonnenküste Pluspunkte bringt.


    Wir dagegen lechzen nach Frischluft, denn wir cruisen auf der
    Corniche de l‘Estérel. Der malerische Küstenabschnitt liegt auf halbem
    Wege zwischen Nizza und Saint Tropez. Längst ist er aus dem Winterschlaf
    erwacht, und einige Sträucher leuchten bereits in gelber Blütenpracht.
    Wir lassen die Seitenscheiben heruntersurren, und schon verdrängen neue
    Aromen den Lederduft des üppig ausgestatteten Opel Cascada. Von rechts
    weht die würzige Luft der Berge herein, von links eine salzige Seebrise.
    Opel Cascada kann Komfort und agil


    Der Opel Cascada strömt dahin, unaufgeregt und gelassen. Dabei ließ
    die Preisliste bereits Schlimmstes befürchten. Dort wird unter
    Serienausstattung auf ein sportlicheres Fahrwerk inklusive
    entsprechender Federung und Dämpfung verwiesen. Unser Testwagen lässt
    vom Sportlichkeits-Wahn glücklicherweise nichts spüren, ist mit der
    adaptiven Dämpferverstellung (980 Euro) ausgerüstet. Die weiche von drei
    Abstimmungen passt am besten zum Cabrio-Cruisen. Aufgeregtes
    Karosserie-Hoppeln würde sich auch nicht mit südfranzösischer
    Nonchalance vertragen.


    Dennoch bleibt der Opel Cascada präzise genug, um den sanften
    Schwüngen der Corniche entspannt zu folgen. Hier macht sich die
    Vorderachskonstruktion bemerkbar, die ursprünglich den scharfen
    OPC-Modellen vorbehalten war. Die Achsschenkel bestehen aus zwei
    Elementen: Das eine verbindet das Federbein mit den Querlenkern, das
    andere ist der Radträger, der mit zwei Kugelgelenken drehbar gelagert
    wird. Das funktioniert in der Praxis prima – der Opel Cascada ist, wenn
    man so will, komfortagil.


    Dank 170 PS legt der Opel Cascada kraftvolle Zwischenspurts hin, will
    dabei aber fleißig gedreht werden – schließlich müssen über 1,7 Tonnen
    bewegt werden. Zwar fühlt sich der neue 1,6-Liter-Turbo nicht so
    zugeschnürt an wie andere Benziner der Marke, doch wirklich lustvoll
    hängt er nicht am Gas. Noch bleiben Motoren die Schwachstelle von Opel.


    An der bislang zweiten Schwachstelle, der Anmutung, lässt sich beim
    Opel Cascada einiges verbessern – etwa, indem man das Armaturenbrett
    optional beledert bestellt. Klimaanlage, Tempomat und Einparkhilfe
    hinten sind dagegen bereits beim 120-PS-Basismodell für 25.945
    Euro
    serienmäßig. Ledersitze, Bixenon-Schweinwerfer, Infotainmentsysteme,
    Rückfahrkamera und weitere Assistenzsysteme aus der Optionsliste hauchen
    dem Cabrio ein im Luxus schwelgendes Lebensgefühl ein – und der Preis
    bleibt dennoch bodenständig.


    Anders als an der Côte dAzur ist der Luxus beim Opel Cascada einfach erfrischend volksnah.